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Die 3-Murmeln-Methode: So helft ihr Kindern, Gefühle besser zu verstehen

Gefühle sichtbar machen und Kinder stärken – mit einer einfachen, aber kraftvollen Methode aus der systemischen Familienberatung


In vielen Familien- und Alltagssituationen begegnen wir der Frage: „Was fühlst du gerade?“ – Doch Kinder, insbesondere im Vorschul- und Grundschulalter, tun sich oft schwer, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Hier setzt die 3-Murmeln-Methode an – ein niedrigschwelliges, spielerisches Werkzeug, um Emotionen im Gespräch sichtbar zu machen.


Diese Methode stammt aus der systemischen Arbeit und kann sowohl in der Familie als auch im pädagogischen Alltag effektiv eingesetzt werden. In diesem Beitrag erfahrt ihr, wie die Methode funktioniert, warum sie so wirkungsvoll ist und wie ihr sie ganz einfach selbst anwenden könnt.


Was ist die 3-Murmeln-Methode?


Die Methode nutzt drei einfache Murmeln, die für drei zentrale Grundgefühle stehen:


  • Freude (gelbe Murmel)

  • Traurigkeit (blaue Murmel)

  • Wut (rote Murmel)


In einer ruhigen Gesprächssituation wird das Kind gebeten, seine Gefühle mithilfe der Murmeln auszudrücken. Dazu darf es die Murmeln in ein Glas, einen Becher oder einfach in die Hand legen – je nachdem, welches Gefühl gerade im Vordergrund steht.


Beispiel: Ein Kind, das sich nach einem Streit traurig und gleichzeitig wütend fühlt, kann eine blaue und eine rote Murmel wählen.



3-Murmeln-Methode
3-Murmeln-Methode

Systemischer Hintergrund: Gefühle ernst nehmen – ohne zu bewerten


Die Methode macht sich zentrale Prinzipien der systemischen Familienberatung zunutze:


  • Ressourcenorientierung: Jedes Gefühl hat eine Funktion und darf sein.

  • Selbstwirksamkeit: Kinder erleben, dass sie ausdrücken dürfen, wie sie sich fühlen – ohne dass jemand es für sie interpretieren muss.

  • Zirkularität: Gefühle sind Teil eines Beziehungssystems. Indem wir sie erkennen, verstehen wir mehr über die Dynamik in der Familie oder in der Gruppe.


Gerade für Eltern oder pädagogische Fachkräfte entsteht durch diese Methode ein Zugang zur emotionalen Welt des Kindes, der sonst oft verschlossen bleibt – besonders bei introvertierten oder sprachlich noch nicht so weit entwickelten Kindern.


So setzt ihr die 3-Murmeln-Methode ein


Ihr braucht:


  • 3 farbige Murmeln oder Alternativen (Knöpfe, Filzsteine, Holzchips)

  • Ein neutrales Gefäß (Glas, Schale etc.)

  • Einen ruhigen Moment ohne Zeitdruck


Ablauf:


  1. Stellt dem Kind die drei Gefühle vor und besprecht gemeinsam, was sie bedeuten können.

  2. Fragt zum Beispiel: „Wie war dein Tag heute im Kindergarten?“ oder „Wie ging es dir bei dem Streit mit deiner Schwester?“

  3. Das Kind wählt eine oder mehrere Murmeln aus und legt sie ins Gefäß.

  4. Ihr fragt behutsam nach: „Was war traurig?“, „Was hat dich wütend gemacht?“

  5. Hört aktiv zu – ohne zu korrigieren, zu bewerten oder Lösungen anzubieten.


Warum ist diese Methode so hilfreich im Familienalltag?


  • Kinder lernen, ihre Gefühle besser zu benennen.

  • Missverständnisse in der Kommunikation werden reduziert.

  • Ihr als Eltern oder Fachkräfte bekommt Einblick in das emotionale Erleben.

  • Konflikte können konstruktiver gelöst werden.

  • Das Kind erfährt: Meine Gefühle sind wichtig. Ich werde gesehen.



Was fühlt Euer Kind?
Was fühlt Euer Kind?

Tipps für den Alltag


  • Nutzt die Methode regelmäßig, zum Beispiel als Abendritual oder nach schwierigen Situationen.

  • Passt die Farben ggf. individuell an, wenn ein Kind zum Beispiel Wut mit Schwarz verbindet.

  • Bei älteren Kindern kann die Methode mit zusätzlichen Gefühlen erweitert werden (z. B. Angst, Scham, Stolz).


Fazit: Kleine Murmeln – große Wirkung


Die 3-Murmeln-Methode ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie einfache Mittel große Wirkung entfalten können – wenn wir sie mit Haltung und Achtsamkeit einsetzen. Sie stärkt die Beziehungsqualität, fördert das emotionale Lernen und macht den systemischen Gedanken im Alltag erlebbar.


Ich bin Friederike und blicke mit Stolz auf über 25 Jahren Berufserfahrung als staatlich anerkannte Erzieherin und in meiner Rolle als systemische Beraterin zurück. Ich unterstütze euch gerne bei Themen rund um Konfliktklärung, Eltern-Kind-Kommunikation und das Entdecken eurer Ressourcen. Zusammen finden wir den richtigen Impuls, damit ihr euch als Familie wieder verstanden und verbunden fühlt :-)

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