Reframing – Wie ein neuer Blickwinkel den Familienalltag verändern kann
- Friederike
- 7. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Was bedeutet Reframing in der systemischen Familienberatung?
Reframing ist eine bewährte Methode aus der systemischen Beratung, die dabei hilft, festgefahrene Sichtweisen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu gewinnen. Das englische Wort „to reframe“ bedeutet übersetzt „umrahmen“ – genau das beschreibt den Kern der Technik:
Eine bestimmte Situation, ein Verhalten oder ein Gefühl wird in einen neuen Bedeutungszusammenhang gestellt. Dadurch kann etwas Belastendes plötzlich Sinn ergeben, leichter zu akzeptieren sein oder sogar als Ressource erkannt werden.
In der systemischen Familienberatung wird Reframing genutzt, um Konflikte zu entschärfen, Verständnis füreinander zu fördern und neue Lösungswege zu eröffnen. Ziel ist es, dass ihr als Eltern mit mehr Klarheit, Handlungsspielraum und Selbstwirksamkeit durch euren Alltag geht.

Ein Beispiel aus dem Familienalltag
Stellt euch vor, euer Kind verweigert regelmäßig das Aufräumen seines Zimmers. Ihr möchtet aber mit dem regelmäßigen Aufräumen eine Struktur einhalten – es entsteht Frust und Streit. In einem Reframing könnte dieses Verhalten jedoch auch als Ausdruck eines Bedürfnisses verstanden werden: etwa nach Selbstbestimmung oder dem Wunsch, den eigenen Rhythmus beizubehalten.
Eine systemische Familienberaterin könnte euch dann fragen:
„Was könnte euer Kind euch mit diesem Verhalten sagen wollen?“
oder:
„In welchem Zusammenhang könnte diese Verweigerung auch ein Ausdruck von Stärke sein?“
Vielleicht wird dann sichtbar, dass euer Kind sich gerade in einer Phase befindet, in der es Grenzen austestet, um sich als eigenständig zu erleben. Das bedeutet nicht, dass ihr das Verhalten gutheißen müsst – aber es hilft, es anders zu bewerten. Der Konflikt verliert an Schärfe, weil ihr beginnt, euer Kind nicht als „Problemverursacher*in“, sondern als Teil eines komplexen Familiensystems zu sehen, in dem jedes Verhalten eine Funktion hat.
Warum Reframing so wirkungsvoll ist
Reframing schafft emotionale Entlastung. Es bringt euch in die Lage, aus der Spirale aus Schuldzuweisung, Ärger oder Hilflosigkeit auszusteigen. Gerade in der systemischen Beratung wird Reframing genutzt, um euch als Eltern zu empowern: Ihr erkennt, dass ihr neue Bedeutungen finden, eure Sichtweise verändern und dadurch aktiv zur Verbesserung der familiären Dynamik beitragen könnt.
Diese Technik hilft nicht nur im akuten Konflikt, sondern auch langfristig, um mit mehr Gelassenheit auf Herausforderungen zu reagieren – und Kinder mit mehr Verständnis zu begleiten.
Durch Reframing entstehen kleine, aber wirkungsvolle Perspektivwechsel, die langfristig das Miteinander in der Familie stärken können. Ein Perspektivwechsel ist kein Allheilmittel – aber er kann der erste Schritt aus einer als ausweglos empfundenen Situation sein.
Drei Reframing-Fragen für den Alltag
Wenn ihr euch in einer angespannten Familiensituation wiederfindet, könnt ihr euch folgende Fragen stellen:
Was könnte die positive Absicht hinter diesem Verhalten sein?
In welchem anderen Zusammenhang könnte dieses Verhalten sogar hilfreich oder mutig sein?
Wie würde jemand mit einem liebevollen Blick auf die Situation schauen?
Diese Fragen öffnen den Raum für neue Deutungen – ohne zu beschönigen, aber mit mehr Verständnis.
Kleine Übung: Reframing ausprobieren
Schritt 1: Denkt an eine aktuelle Alltagssituation, die euch gerade belastet.
Schritt 2: Notiert eure erste spontane Bewertung dieser Situation (z. B. „Mein Kind ist stur.“).
Schritt 3: Versucht nun, mindestens eine alternative Deutung zu formulieren (z. B. „Mein Kind zeigt gerade, dass es eine eigene Meinung hat – das ist ein Zeichen von Entwicklung.“).
Schritt 4: Spürt in euch hinein: Wie verändert sich euer Gefühl zur Situation durch diese neue Deutung?
Diese Übung lässt sich in wenigen Minuten durchführen – und ihr werdet überrascht sein, wie viel innerer Abstand und Ruhe dadurch entstehen kann.
Reframing ist kein Schönreden
Wichtig: Beim Reframing geht es nicht darum, Probleme zu ignorieren oder alles positiv zu drehen. Vielmehr wird ein Verhalten aus einem neuen Blickwinkel betrachtet – nicht, um es zu verharmlosen, sondern um es besser zu verstehen. Denn Verständnis ist die Grundlage für Veränderung.
Gerade im Familienalltag, in dem Emotionen oft hochkochen, kann diese neue Sichtweise Türen öffnen, wo vorher nur Sackgassen sichtbar waren.
Wann kann Reframing euch helfen?
Wenn ihr immer wieder in dieselben Streitgespräche mit euren Kindern geratet
Wenn ihr euch über das Verhalten eures Kindes ärgert, es aber nicht nachvollziehen könnt
Wenn ihr euch selbst gegenüber zu kritisch seid („Ich bin eine schlechte Mutter / ein schlechter Vater“)
Wenn ihr das Gefühl habt, dass euch die Sicht auf mögliche Lösungen fehlt
Wenn ihr euch mehr Verbindung, Leichtigkeit und Verständnis im Familienleben wünscht
In der systemischen Familienberatung setzen wir Reframing gezielt ein, um euch neue Perspektiven zu eröffnen – ohne zu urteilen, sondern mit echtem Interesse an eurem familiären Miteinander. Wenn ihr erleben möchtet, wie ein Perspektivwechsel eure Situation spürbar verändern kann, dann lade ich euch herzlich zu einer persönlichen Beratung in Bremen ein